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Piraten

"Igitt", schrie Selma laut, als Gerd ihr das Glas Wasser auf den Rücken schüttete. "Na warte, ich krieg Dich!" rief sie ihm hinterher. Schon stolperte sie über das Sonnendeck der 15 Meteryacht, um ihn zu erwischen. Doch Gerd war geschickt und erfahren auf Booten und so gab sie nach wenigen Schritten lachend auf und legte sich wieder neben Julia und Becci. Gerd schlenderte zu den beiden Männern am Heck der Yacht und griff sich dabei lässig ein frisches Bier aus der Kühlkiste. "Das ist doch der geilste Urlaub der Welt, oder?" sagte er zu Rudi und Stefan, den alle nur Steff nannten.

"Mann, herrlich ist das, diese Küste am roten Meer entlang ist ein Paradies", meinte Rudi mit einer weitausladenden Handbewegung. "Und unsere drei Schnecken sind auch Klasse drauf."
Steff grinste breit und sagte: "Mir hat der Abstecher nach Luxor zu den Pyramiden gefallen, dort konnte ich fast sehen, wie der hohe Priester Imhotep die Prozession anführte. Nur der Kamelritt, der war echt scheiße!" Die anderen Männer fielen in sein Gelächter mit ein und stießen klingend mit ihren Bierflaschen an.

Sie hatten Hurghada mit seinen Wolkenkratzer-Hotels längst hinter sich gelassen und waren gen Süden gefahren. Die Silverton 50 Convertible Yacht hatte zwei starke Volvo Motoren und machte locker 34 Knoten. Gerd's Vater war ein Industrieller, der in den 70ern in eine Pharmafirma und später in Biotechnik investiert hatte und damit reich geworden war. So konnte Gerd seine Studienfreunde immer wieder auf phantastische Trips mitnehmen und sich in der Beliebtheitsskala nach ganz oben schrauben. Die Yacht hatte sie in den letzten 10 Tage bis Bur Sudan gebracht, wo sie die Küste wechseln wollten, um auf der arabischen Seite wieder nach Norden zurück zu fahren. Normalerweise lag die Yacht für kurze Entspannungstrips seines Vaters in Sharm El Sheik vor Anker, wohin sie auch wieder sollte.

"Leute, hey, hört mal alle her! Wir haben noch jede Menge Zeit, bis wir zurück müssen. Was haltet ihr davon, wenn wir uns noch die Reklamelichter von Djibouti bei Nacht ansehen?" rief Gerd in die Runde. Die Frauen auf dem Sonnendeck hoben ihre Köpfe und schauten zu den Jungs auf der Flying Bridge hoch. "Ist das nicht gefährlich? Wegen der Piraten?" fragte Becci. "Quatsch", sagte Rudi, "gefährlich ist es doch nur am Kap. Da wo die Bundesmarine patroulliert. Wenn wir die Jungs sehen, können wir ihnen ein Becks anbieten." Die Männer fielen in ein kurzes Lachen, das die drei Frauen mit einem schiefen Grinsen quittierten. "Jungs, wie wäre es mit Kaffee?" fragte Julia. "Och, du bist die gute Fee!" grölte Rudi. "Du hast meinen innigsten Wunsch aus meinen Gedanken gelesen!"

Gerd setzte den Kurs und ließ die 715 PS frei, die das Boot in wenigen Sekunden auf eine angenehme Reisegeschwindigkeit beschleunigten. Julia ging unter Deck und brühte frischen Kaffee auf, dessen intensiver Duft sich bald aus der Kombüse nach oben an Deck schlich. Das Meer rauschte vorbei und nach wenigen Stunden passierten sie die Ägytische Grenze nach Eritrea. Das Ufer zeigte nur Sand, Fels und kahle Gebirge, eine Landschaft wie sie archaischer nicht sein könnte.

Als der Abend dämmerte erreichten sie den Dahlak Marine National Park vor Eritrea. Er bestand aus vielen Inseln, die der Küste vorgelagert waren. Sie ankerten etwas abseits in der Bucht der Insel Nora und erfreuten sich des klarsten Sternenhimmels, den sie je gesehen hatten. Nach dem Essen packte Gerd den obligatorischen Joint aus und ließ den Gutchie kreisen. "Mann, das ist fast so abgefahren, wie stoned zwischen diesen Felsen in Irland zu sitzen." sagte Rudi leise. "Du meinst Stonehenge", reagierte Julia. Gerd warf ein, "weiß einer wie man die Dinger nennt?" Nach einer kurzen Pause löste er selbst auf: "Menhir. Menhir heißt so ein aufrecht stehender Felsen." Nach einer geraumen Zeit der haschischbenebelten Unerhaltung begaben sich die jungen Leute in ihre Kojen.

Nach Rudi sollte Julia die zweite Wache halten, dann folgten Gerd und Becci auf dem Plan. Doch Becci wurde nicht von Gerd geweckt sondern durch laute Motorengeräusche, die näher kamen. Sie schlüpfte an Deck und sah im beginnenden Morgengrauen zwei Motorboote herannahen. Es waren einfache Boote, ohne Kajüte und ohne Brücke, hinten direkt an den Motoren gesteuert. In diesen beiden Booten waren undeutlich mehrere Personen zu erkennen. Sie rüttelte mühevoll Gerd wach und als er begriff, rannte sie nach unten, um den Rest zu wecken. Da hörte sie, wie Gerd die Motoren der Yacht anließ. "Um Himmels Willen, Gerd! Keinen Widerstand leisten!" schrie sie nach oben. Doch schon brüllten die Volvos auf und die Yacht begann sich zu bewegen. Dann stockte sie und drehte sich bedrohlich um die eigene Achse. Rudi steckte seinen Kopf nach oben: "Der Anker, du Trottel!" Gerd hatte das Gas weggenommen und Rudi sprang nach vorne, um den Anker zu lösen. Auch die anderen bis auf Julia waren nun an Deck und sahen die Boote auf sie zukommen. Die Piraten hatten sich geteilt und versuchten sie in die Zange zu nehmen. "Tak tak tak tak" hämmerte das böse Geräusch einer Kalaschnikov über das Wasser und eines der Geschosse bohrte sich mit einem Schmatzer in die Seite der Yacht. "Rudi, hast du den Anker raus?" brüllte Gerd mit sich überschlagender Stimme. "Ja, los! Los!"

Gerd riss den Gashebel voll auf und die Yacht machte einen Satz nach vorne, dann legte sie sich in eine elegante Kurve, um einen Kurs weg von den Piratenbooten zu finden. "Tak taktak tak", hörte Julia mehrere Gewehre und Becci fiel in ihre Arme. Sie wollte die gestolperte Freundin wieder aufrichten, doch der Körper war seltsam schlaff in ihren Armen. Dann sah sie das Blut. Überall war Blut. Sie blickte auf ihre roten Hände als Steff auf das untere Deck stürzte und dort regungslos liegenblieb. Die Yacht wurde immer schneller und die sie verfolgenden Schüsse wurden leiser. Julia hörte es nicht, sie blickte auf die leblosen Freunde und hörte nur ihr eigenes Schluchzen.



© A. Lindermeir

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